Vöglein mit dem Ringlein rot
singt: leide, leide, leide.
Fliegt davon, es ist nun tot
in die alte Weide.
Zärtlich sanfter Sommerwind
streichelt, zart wie Seide
und das kleine Vogelkind
schlüpft aus seinem Kleide.
Dehnt sich aus und formt sich neu;
ist Wind, ist Land, ist Raunen.
Gleitet durch das weite Tal,
fühlt die Welt mit Staunen.
Nebelschwaden wabern schon
um den Fuß der Weide,
kalter Wind der Dämmerung
raschelt, wispert: leide!
Zarte Federn lösen sich
von dem Ast der Weide,
wirbeln, tanzen, mischen sich
sanft mit ihrem Kleide.
Lächelnd raunt der alte Baum:
„Wind, du kommst vergebens.
Vöglein ohne Ringlein rot
ist frei der Last des Lebens“.
Weinender Karfunkelstein
fließt langsam in den Nebel ein.
Darin ein Ringlein rot wie Blut,
sendet eine letzte Glut,
verlöscht im Morgenlichte.