Werner Siepler

Misserfolg

Ein Märchen berichtet von einem Spiegel an der Wand,
der Auskunft erteilt über die Schönste im ganzen Land.
Da dem Menschen heute jedoch der Glaube hieran fehlt,
er mittels einer Jury die Schönheitskönigin wählt.

Die Jury besteht ausschließlich aus dem starken Geschlecht,
jedes Mitglied hat selbstverständlich ein Mitspracherecht.
Es prüft deshalb kritisch rasante Kurven und Formen
und entscheidet im Rahmen besonders strenger Normen.

Genügend schöne Mädchen stellen sich immer der Wahl.
Letztlich schlagen sie aus einem Sieg reichlich Kapital,
posieren daher charmant und lassen sich begaffen,
kämpfen um die Krone mit allen weiblichen Waffen.

Da eine gerechte Beurteilung nur schwer gelingt,
weil bekanntlich jeder Schönheitsvergleich gewaltig hinkt,
zermartern sich die Jurymitglieder ihre Hirne
und vergleichen im Grunde den Apfel mit der Birne.

Dann betritt die gewählte Miss stolz das Siegerpodest,
alle Ehrungen mit sich geduldig geschehen lässt.
Während ihre Freude über den „Misserfolg“ überschäumt,
ist der Traum der Übrigen wegen „Misserfolg“ ausgeträumt.

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