Werner Siepler

Fußball als Lebensexilier im Ruhrgebiet

Turnvater Jahn schon volksgesundheitlich dachte
und den Sport zu einer Volksbewegung machte.
Die Technik ihm hierbei hilfreich zur Seite stand,
rasch man verschiedene Sportgeräte erfand.

Vielfältige Geräte jetzt Einzug hielten,
Sportler nun mit luftgefüllten Bällen spielten.
Die Engländer schließlich den Fußball erfanden,
auch die Regeln sind auf der Insel entstanden.

Aber das Herz des Fußballs im Ruhrgebiet schlägt,
von Anfang an hat er hier die Massen bewegt,
die die komplizierten Regeln schnell kapierten
und sich mit dem „Fußballvirus“ infizierten.

Im Revier lässt der Fußball keinen unberührt,
neunzig Minuten man Kampf und Leidenschaft spürt.
Seit Jahren kämpfen Dortmund und Schalke 04
ganz verbissen um die Vorherrschaft im Revier.

Auch der Vfl Bochum mal auf- und absteigt,
kämpferischen und rustikalen Fußball zeigt.
Trotz der Rivalität erkennen alle an,
dass Fußball ohne Fairplay nicht begeistern kann.

Aber auch in den unteren Fußballliegen
wird mit großem Eifer gekickt um zu siegen.
Der Fußball im Ruhrgebiet Kultstatus genießt,
selbst wenn er seinen Fans oft die Laune vermiest.

Die vom Fußball ausgehende Emotion
ist für viele „Ruhris“ Ersatzreligion.
Des Ruhrgebiet-Fußballs humorvolle Boten
sind eine Menge heiterer Anekdoten.

Zwei hiervon nicht an Anziehungskraft verlieren,
weil sie die Lachmuskeln kräftig strapazieren.
In Dortmund sich der Hund eines Ordners losriss
und in den Hintern eines Schalker Spielers biss.
Dieser sich in der glücklichen Lage befand,
dass er nur mit dem Hinterteil zum Hund hin stand.

Auch eine „Ente aus Holland“ Fußball spielte,
mit watscheligen Dribblings Tore erzielte.
Als sie dann mit grammatisch sonderbarem Stil
dem Schiedsrichter verhohnepipelnd ins Wort fiel,
hatte dieser hierfür aber kein Einsehen
und die „Ente“ konnte bereits duschen gehen.

So bleiben nicht nur Siege und Meisterschaften
in den Köpfen der Fußballverrückten haften.
Auch heitere und seltene Randgeschehen
in ihrem Gedächtnis abrufbereit stehen.

Ihrem Verein sie immer treu ergeben sind,
erwarten, dass er möglichst jederzeit gewinnt.
Niederlagen häufig nicht mit Fassung tragen
und sich beim Fußballgott hierüber beklagen.

Für Fußballfans ist der Fußball daher nicht nur
Bestandteil der gesamten Ruhrgebietskultur,
sondern auch als eine Art Lebensexilier
stets die wichtigste Nebensache im Revier.

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