Lothar Enders

Ein Schreiberling

So hat er in Büchern aufgeschrieben,
der Alte dort mit weißem Bart,
der Rüstigste von allen,
im sechsundsiebzigsten Jahr.
Hat stets mit saurem Schweiß,
sein Brot in Zucht und Ehr gegessen,
ausgefüllt mit Treu und Fleiß,
den Kreis der war ihm zugemessen.

Er hat in seinen jungen Jahren,
gelebt, gehofft und auch studiert.
Ein Dichter durfte er nicht werden,
die Zeit dafür war nicht prelliert.
Jedoch in Diesem und im Jenen,
hat er sich mehrfach ausprobiert.
Sein Los hat er in Ehr getragen,
die Sorgen haben nicht gefehlt.

Drei Kinder hat er großgezogen,
sein treues Weib, sie tats ihm gleich.
Die Hoffnung ging nie verloren,
der Glaube ist sein Himmelreich.
Er griff es an mit gutem Muht,
Fleiß und Ordnung sind geblieben.
Entlassen sind nun seine Lieben,
die Kraft dazu, sie ist geblieben.

Er hat gespart und auch gesonnen,
des Nachts geschrieben und gedacht,
so alles auf ein Blatt gebracht.
Es war in seinem Sinn gesponnen,
der Gegenwart gerecht gedacht,
manch einer hat ihn ausgelacht.
Mit Muth hat er viel aufgeschrieben,
Gewinn davon ist ihm geblieben.

Gar sittlich, behaglich und dumm,
sitzen auch welche in Kneipen herum.
Sie schwadronieren, können sich amüsieren,
das Oberste zu unters kehren,
jedes Haar in der Suppe bescheren.
Zum Schluss geht doch alles seinen Gang
die Welt zieht ihre elliptischen Kreise
an der hell scheinenden Sonn entlang.

Auch ich an meinem Abend wollte,
ich hätte diesem Manne gleich,
erfüllt, was ich erreichen sollte,
in meinen Grenzen und Bereich.
Ich wollt, ich hätte auch gewusst,
am Kelch des Lebens mich zu laben,
in Ehr und Freud gelebt zu haben.

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