Ich will einfach wieder frei sein, lastlos losgelassen werden, mich nicht mehr festhalten, nicht mehr gehalten werden, selbstlos ohne Lose zu ziehen, ohne gezogen zu werden. Fühl mich betäubt doch viel zu aggressiv, aggressive Betäubung, nicht da sein und trotzdem endlich leben, überflutet sein, tauchen ohne Halt, nur selbst als Halt, ohne Haltung. Koma.
Und plötzlich scheint mir, meine Haltung war nie wirklich, war eine Fassade vor mir selbst. Aufrechthaltend, keinen Bruch zulassen, das war die Devise. Ich komm schon immer irgendwie klar, auch ohne Hilfe. Es ist nicht so, als könne ich das bloß nicht zugeben, ich bin so: Selbstständig und stark, unabhängig von dem Mann, von dem ich glaubte, er könne niemals ohne mich. Mich habe ich über-, ihn unterschätzt. Jetzt habe ich selbst die Brüche mir hinzugefügt, und den Kleister habe ich wieder rausgeschlagen, die Wand ist brüchig, doch hafte ich selbst nicht, wie konnte ich immer davon ausgehen, dass es schon von selbst hält. Wenn du nicht an die Wand glaubst, dann ist sie auch nicht da. Kleist. Wo keine Haltung ist, hält auch nichts. Doch man hat mich gehalten, ich habe gehalten und wurde selbst dabei zerquetscht. Hält man die Lisa zu locker, so fliegt sie davon und hält man sie zu fest, so wird sie zerquetscht. So ein Scheißdreck. Jetzt bin ich endlich selbstbestimmt. Endlich? Ich habe immer darauf gewartet. Achja? Ich war abhängig und bin es noch, kann nicht loslassen, es überkommt mich doch ein Gefühl von Alleinsein, Unwohlsein… Stille, wie komisch. Endlich: Nur ich. Endlich: Allein. Nein, wie seltsam. Die erste Chance und schon war es das mit der Selbstständigkeit. Von unten hat sie sich angeschlichen: Die Bestätigung braucht und nur die Bindung zu einer anderen Person als Möglichkeit des Auswegs, als einzig wirksame Möglichkeit gesehen hat: Die Schmetterlingsdame, die keine eigenen Flügel hat. Ich. Die ich nicht kannte und nicht kennen wollte und jetzt kommt sie uneingeladen, unerwünscht, offenbart sich splitternackt, stellt sich vor und mich bloß. Ich lache über mich, ich weine um mich selbst. Schöne Begrüßung, wie nett, dass wir uns endlich kennenlernen. Das hat sie nicht erwartet, sich selbst enttäuschen, es ging mir nicht um den anderen. Wenn er doch nur vorankommt und weiterlebt, so kann ich es auch. Falsch, alles falsch. Jetzt kommt er voran und mich treibt es zurück. Und die letzte Waffe lautet: Reflektion, oder auch: Schwimmen in Selbstmitleid. Wasser lassen, Blinzeln, Verschließen. Neues beschließen, nicht mich selbst begießen.