Rudolf Annecke

Unsere Strasse

In unserer Strasse gibt es Schatten und Licht,
wir sind neugierig, aber tratschen doch nicht.

Aber es behaupten doch manche Leute frech,
ich sei die beste Freundin von der Frau Zech.
Die Zech wird nur die Tratsch-Tante genannt
sie weiss alles von jedem, das ist hier bekannt.

Ich muss was loswerden, was ich von ihr gehört,
die Müllers Liesl mit einem Farbigen verkehrt.
Ich will nicht lästern, aber es stört mich dich sehr,
farbige Kinder, die gehören doch hier nicht her.

Aber sehen wir uns mal unsere Nachbarin an,
sie hat sieben Kinder, aber noch keinen Mann,
Dass aus den Sieben nicht noch werden Acht,
wird mein Mann jetzt von mir streng überwacht.

Im Protz-Bungalow wohnt ein kinderloses Paar,
über die ärgern wir uns alle, das ganze Jahr.
Nachts gehen ihre Freilauf-Katzen auf Vogel-Jagt,
tags verteilen die Hunde ihre Haufen ungefragt.

Gegenüber wohnt ein Mann, den keiner mag,
er raucht und säuft sich voll, den ganzen Tag,
und während er sich hängt zum Fenster heraus,
gehen die Ratten bei ihm fröhlich ein und aus.

Die mondäne Frau, die wohnt im Haus Nr. acht,
ist angeblich krank, hat viele Kuren gemacht.
Aber wenn sie geht, und zwar oft, zum Friseur,
ist sie noch sehr flink und kränkelt nicht mehr.

In der Strasse wohnen auch sehr fromme Leute,
helfen tun sie vielleicht morgen, aber nicht heute.
Wird hier gesammelt für einen guten Zweck,
taucht dann plötzlich die ganze Familie weg.

Hier wohnt auch ein `hohes` Tier aus der Politik,
zu dem Chaos im Lande übt er keine Kritik,
denn er ist in der Partei, die uns jetzt regiert,
und die fleissig ihre Taschen füllt ungeniert.

Die Kinder in der Strasse sind sehr frech und laut.
aber wo sollen sie spielen, es wird überall gebaut.
Die Strasse ist voll Autos, soweit das Auge sieht,
nichts zum Spielen, der Hamburger sagt: so`n Schiet.

Die alten Leute in der Strasse hört man oft klagen,
Schlimmes und Neues mussten sie schon ertragen:
wie Krieg, Laptop, Handy, aber auch noch diese,
der Bäcker ist weg, dafür Supermarkt auf der Wiese.

Es gibt eine Familie, ihr Haus liegt etwas versteckt,
eine alte Frau verdient hier den höchsten Respekt.
Ihr Mann liegt ständig im Bett und ist sehr krank,
sie sorgt und pflegt ihen fürsorglich, Gott sei Dank.

Ich muss was gestehen und das folgt dann daraus,
ganz ohne tratschen kommt man doch nicht aus.
Ob mit oder ohne Frau Zech, das ist dann egal,
eine Strasse wie die unsere, die gibt es überall.

Wie gefällt dir das Gedicht?

Klicke auf die Sterne um es zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 3.7 / 5. Anzahl Bewertungen: 12

Gib die erste Bewertung für dieses Gedicht ab.

1 Kommentar zu „Unsere Strasse“

  1. Witzig.
    Ein ticken besser wäre es gewesen, wenn im letzten Vers „gibt’s“ geschrieben hättest. Das würde dann flüssiger klingen.
    Ansonsten ganz witzig
    aber leider nicht unrichtig

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert