Sie liest den Brief, den ihr Sohn ihr schrieb:
Mama ich habe dich so lieb.
Mama, ich habe Angst um mein Leben.
Meinen besten Kameraden haben sie getötet, gerade eben.
Er flüsterte mir noch ins Ohr: „ich weiß, dass ich jetzt sterben muß,
bitte schicke meiner Frau und dem Kind von mir noch einen letzten Gruß“:
„es tut mir in meinem Herzen weh,
dass ich euch nie mehr seh.
Doch schau ich euch von oben zu….“
Mehr konnte er nicht sagen und fand für immer seine Ruh.
Seine Augen geschlossen, ein Gebet gesprochen,
und vor lauter Angst, hinter ihm verkrochen.
Meine Augen schließe ich bei jedem Schuss,
damit ich nicht sehe, wie qualvoll der Andere sterben muss.
Schieße ich nicht,
erschießt man mich.
Hinter jedem der durch meine Kugel stirbt,
eine trauernde Familie sich verbirgt.
Eine Mutter so wie du, eine Ehefrau mir Kindern,
oh, wie kann man diesen Schmerz nur lindern?
Ich habe Angst, dass ich der nächste Tote bin,
Mama, wo ist denn hier der Sinn?
Die Mutter bricht in Tränen aus,
Junge komme gesund nach Haus.
Ich möchte dich wieder in die Arme nehmen,
und noch lange mit dir in Frieden leben.
Copyright Kurt Liesenberg 14.05.22