TIMO ERTEL

Im Kreislauf der Jahreszeit

Der Frühling tritt leis auf die Wiese,
er atmet in Knospen, in Tautropfen Klarheit.
Die Zeit, sie verlangsamt in Blüte und Brise –
als ob sie sich selbst eine Pause verleiht.

Dann geht sie im Sommer in Fülle verloren,
verströmt sich in Farben, in summenden Tagen.
Die Stunden zerlaufen in goldenem Korn,
doch niemand vermag sie mehr einzufangen.

Der Herbst, er bringt Ordnung ins Schweifen und Ranken,
die Zeit wird nun mürbe, doch reifer zugleich.
Im Wind, der die letzten Blätter verranken,
liegt Weisheit – und Abschied, ganz ohne Vergleich.

Der Winter verwebt dann das Schweigen der Äste,
die Uhr klingt gedämpft unter schneeweißem Kleid.
Die Stille, sie schenkt uns die allerbeste
Form von Gefühl: ein Gedanke an Zeit.

Und so dreht sich alles in wiederkehrenden Weisen,
doch nicht wir lenken den Kreislauf der Welt.
Die Zeit – sie geht nie; sie geht nur im Kreisen,
wo niemand sie hält, doch jeder sie hält.

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