TIMO ERTEL

Karte des deutschen Waldes

Am Rand der Lichtung
zeichnet der Wind Linien,
unsichtbare Koordinaten
über das Rauschen der Kronen.

Hier: ein Fluss,
doch er verschwindet im Boden,
wie Geschichte, die versickert,
bevor sie erzählt wird.

Dort: eine Grenze,
ausgestoßen von Buchen und Fichten,
unsichtbar,
doch sie teilte einst Welten.

Die Wege sind Striche aus Asche,
gesäumt von Pilzen,
die schweigende Chronisten sind
des Vergänglichen.

Ich notiere:
Eine Eiche steht
wie ein dunkler Meridian,
in ihre Rinde
Kerben von Händen,
die wir nicht mehr kennen wollen.

Am Rand der Karte
ein weißer Fleck:
Dort, wo der Wald in sich selbst
verschwindet,
wo der Kompass nichts mehr sagt
und nur das Schweigen bleibt.

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