Im Nebel sinkt der Abend sacht
auf Mauern, die seit Jahrhunderten wachen.
Ein Hauch von Ritterblut und Macht
mischt sich mit Kindergrinsen, warmem Lachen.
Wo Wachfeuer einst die Nacht durchdrang,
klingt heute Glockenruf und Chorgesang.
Die Schritte hallen leise über alten Stein –
und plötzlich wird die Zeit
zu einem kostbaren, hellen Sein.
Im Burghof duftet’s nach Gewürz und Brot,
nach Tannengrün und Sehnsucht groß.
Elfenhände, flink wie Wind,
schenken Wunder jedem Kind,
und selbst die Härtesten, vom Jahr gezeichnet,
spüren: Hier wird das Herz bereichert.
Dann hebt der Proclamator an,
der Winter hält den Atem an,
wenn in Latein und alter Zunge
die Weihnachtsgeschichte neu erklingt.
Es ist, als ob der Himmel niederstiege
und sich für einen Augenblick
ans Menschenherz heranschwingt.
O Satzvey, Burg im Winterglanz,
du hüllst Erinnerung in stillen Tanz.
Was draußen rastlos, kalt und schwer,
wird hinter deinen Toren leicht und mehr.
Und jeder, der durch deine Tore schreitet,
verliert ein Stück der Dunkelheit,
nimmt Wärme mit in seine Zeit,
und weiß: In deinen Mauern
ruht ein Funken Ewigkeit.