TIMO ERTEL

Wintergang im Pfälzerwald.

Ich gehe, wo der Winter schweigt,
auf Pfaden, die der Frost bewahrt.
Der Wald steht still, nicht abgeneigt,
als hätt’ er Zeit für meine Art.
Der Schritt wird leiser, fast bedacht,
im Schnee verliert sich jedes Ziel.
Was draußen ruht in kalter Pracht,
berührt in mir ein gleiches Spiel.
Die Höhen tragen klares Licht,
die Täler halten Atem an.
Ich frage nicht, wohin der Weg mich führt –
ich gehe, weil ich gehen kann.
Der Stein erzählt von langer Zeit,
vom Werden, das im Bleiben liegt.
Ich lerne hier Gelassenheit,
wo nichts sich drängt und nichts sich biegt.
Ein Fels steht wach, vom Eis umrandet,
nicht stolz, nur ruhig in sich selbst.
Ich merke, wie mein Denken landet,
wo nicht der Wille alles hält.
Der Wald verlangt mir nichts ab heut,
kein Tempo, keinen festen Plan.
Er schenkt mir das, was mich befreit:
den Raum, in dem ich schweigen kann.
So wird der Weg zum stillen Bund
aus Schritt und Zeit und kaltem Licht.
Ich trage ihn in mir hinab –
der Wald verlässt mich draußen nicht.

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