TIMO ERTEL

„Aufbruch zur Blauen Blume“

Aus grauer Städte engen Gassen,
wo Sehnsucht kaum den Weg noch fand,
da ließen wir die Sorgen blassen
und zogen frei durchs weite Land.
Die Dächer schrien nach Pflicht und Zeit –
der Wald gab uns Vertrautheit, Weite,
die blaue Blume stand bereit
in Nebelträumen uns zur Seite.

Wir gingen leicht, mit wenig Dingen,
ein Lied im Herzen, Brot im Sack.
Der Wind begann, in uns zu singen,
was Stille uns so lang verwehrt.
Wir lauschten Bach und Wipfelraunen,
sah’n Elfen huschen vor dem Licht,
und lernten unter alten Eichen:
Wer nicht mehr fragt, versteht sich nicht.

Der Himmel war kein Zelt aus Stoff,
er war Gedanke, Ziel und Flügel,
und wo der Zweifel Atem schuf,
da half ein Stern als Wegesiegel.
Wir wussten: Heimat ist kein Ort,
sie ist ein Klang, ein Ruf, ein Schweigen.
Und wer sich selbst nicht sucht am Ort –
der muss hinaus, dem Licht entgegen steigen.

So fahren wir – und kehren nie.
Denn wer die blaue Blume fand,
weiß, dass sie weder wächst noch blüht,
wenn Herz und Fuß nicht wandern Hand in Hand.
Wir tragen keine Fahnen mehr,
nur Glanz im Blick und Staub am Schuh –
und hinter uns, die Mauern leer.
Vor uns: der Wald. Die Kraft. Das Du.

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