Alena Raiswich

Die Zugfahrt

Es ist früh am Morgen, die Luft noch sehr kalt,
der Nebel ganz dicht und die Durchsage schallt.
Die Aufregung steigt und die Knie immer weicher,
das Zittern am Körper verteilt sich überall gleicher.
Doch ist es die Aufregung des inneren Kindes,
oder doch nur die Frische des eiskalten Windes?
Ist es die Freude, dass die Reise nun startet,
und man nicht weiß, was einen nachher erwartet?
Der Zug fährt jetzt ab, der Bahnhof steht leer,
die Gedanken sind laut, doch man hört sie nicht mehr.
Die Ungewissheit wächst und die Zeit bleibt kurz stehen,
doch die Freude daran will noch nicht vergehen.
Auf der Jagd nach den Träumen, auf der Jagd nach dem Sinn,
dieser Zug heißt „die Hoffnung“ und er bringt dich dort hin.
Halte für Halte bleibt der Zug stehen,
wie ein Abschnitt im Leben könnt´ man verstehen.
Nicht jeder der mitfährt, fährt mit dir ans Ziel,
mal sitzen mehr drinnen, mal doch nicht so viel.
Mal steigt einer aus und man sieht sich nicht mehr,
die Trennung fällt einfach und manchmal sehr schwer.
Mal kommt wer hinzu, der die Reise mit startet,
das passiert dann meist plötzlich und ganz unerwartet.
Mal ist die Luft knapper und man will vorher schon raus,
doch bist weder am Ziel noch bist du zu Haus.
Für dich geht es weiter, mit Blick nur nach vorn,
die Neugier sie leitet, die Angst längst verlor´n.
Die Endstation naht und ab jetzt wird es ernst,
den Zug zu verlassen und du Neues erlernst.
Man fuhr doch so lange und will danach streben,
die Endstation erreichen, die heißt nämlich „Leben“.
Jetzt tritt man heraus und fühlt sich benommen,
denn ist man endgültig jetzt angekommen?
Wie muss sich das anfühlen, so einfach und leicht?
hat man das Ende also noch nicht erreicht?
Wieso ist das Gefühl so drückend und schwer,
wieso ist man einsam und nichts wie bisher?
Wieso lässt die Zeit einen plötzlich im Stich,
und läuft einfach weiter aber jetzt gegen mich.
Wo ist der Anschluss, wo ist der Zug?
Ist man hier falsch oder bloß nicht genug?
Steigende Panik, Zweifel und Angst,
soll das das Glück sein, was du erzwangst?
Wieso ist der Tag denn schon so schnell vorbei?
Wieso drückt das Herz, als wär es aus Blei?
Die Endhaltestelle vergisst man so nie,
sie heißt schließlich „Leben“ und nicht „Phantasie“.
Jetzt fährt man zurück, als wär nichts passiert,
offensichtlich hatte man sich einfach verirrt.
Der Himmel ist klar und es ist nicht mehr kühl,
die Beschreibung sie fehlt aber für das Gefühl.
Die Aufregung sinkt oder ist längst verschwunden,
die Enttäuschung ist leider noch nicht überwunden.
Man lächelt erleichtert und ist einfach froh,
man hörte aufs Herz und es sollte wohl so.
Die Sonne geht unter, so wie das Herz,
gefüllt von Erleichterung und etwas Schmerz.
Nun ist durch die Reise eine Erkenntnis geboren,
auf der Suche nach sich selbst hat man sich längst schon verloren.
Die Suche führte nur auf blinden Gleisen,
und sollte nichts anderes als eine Lehre erweisen.
Man ließ sich nie Zeit, man stürzt in den Zug,
ohne zu fragen, wohin er mich trug.
Es wird immer stiller, die Augen halb zu,
kommt einem so vor wie ein deja vu.
Der Sieg besteht darin, sich einzugestehen,
man war ja nie falsch, man hat übersehen,
die Zugfahrt zurück war längst noch kein Scheitern,
sondern sollte die Suche zu einem selber erweitern.

Wie gefällt dir das Gedicht?

Klicke auf die Sterne um es zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Gib die erste Bewertung für dieses Gedicht ab.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert