Albrecht Classen

Lektüre

Wenn die Sonne aufgeht
und die Erde leicht beleuchtet,
öffnet sich ein Buch
aus ältesten Tagen,
unablässige Lektüre.
Die Steine im Vorgarten
haben mächtig viel zu sagen,
schweigen sich aber alle aus.
Die welken Blätter auf dem Boden
wissen schon lange, was ihnen blüht
in der kalten und dunklen Zeit.
Die kalte Luft streicht
wortlos über mein Gesicht,
will sich nicht in den Karten lesen lassen.
Nässe senkt sich auf mich nieder,
es schaudert mir vor dem Geschehen,
kosmisch, ohne mein Zutun,
Segelfahrt aus dem Gestern hinüber zum Morgen.
Wäre ich doch nur liegen geblieben,
mit geschlossenen Augen,
die Wärme unter der Decke genießend.
Es pochte aber an die Tür,
das Weltgetriebe gestattet keinen Aufschub,
in die Kleider und die Schuhe geschlüpft,
in das frühe Licht geblinzelt,
einmal tief durchgeatmet,
der Tag fängt wieder an,
ein ewiges Spiel, rien ne va plus!

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