Eike Wünstel

Meine Depression als Poesie

„Ich kann nicht mehr.
Alles ist so schwer.
Das Denken, das Erinnern, das Fühlen, das Handeln: nichts davon geht mehr, alles ist abhanden.
Ich wünsche mir die Klarheit vergangener Tage, die Leichtigkeit des Seins, gar keine Frage.
Ein Leben zu haben, mit all seinem Sinn; mit Pflichten und Freiheiten – so ging es dahin.
Ich nahm mir alles, die Qualität meines Lebens, schöne Momente mitzuerleben.
Die Zeit, ja die Zeit die verging; nur ohne mich und ich senke mein Kinn und glaube, dass dieser Schmerz niemals vergeht, mich immer wieder einholt; doch jetzt ist es zu spät.
Ich gab die mir gegebene Selbstbestimmung auf
für ein Leben voller Leiden – wie kommt man nur darauf?! – und sehe mir täglich beim Sterben zu, denn die Wut in mir, die gibt niemals Ruh‘.
Wie soll ich mir das nur jemals verzeihen?!
Die Chance auf ein Leben – es könnt schöner nicht sein –
einfach genommen.
Weil ich es so wollte, weil ich mich so hasste, von da an bis heute.
Und tu es wahrscheinlich noch nach meinem Leben, wenn ich es nicht schaffe, mir hier zu vergeben.
Doch die Last der Schuld, der Scham und der Reue
wiegt so schwer, dass ein Leben wie heuer,
unmöglich erscheint, noch jemals zu befrieden – sie bringt Körper und Geist schon lang zum Erliegen.
Ich kann einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr. „

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