Dominik Risse

Mensch Sein

Wer bin ich, fragt das Menschenkind ‚
Dem Schoß der Mutter grad‘ entsprungen
Der Körper wächst, Gedanken fließen
Der Klang des Sein noch nicht verklungen

Die Eltern, nie um Antwort bange
Erzählen ihm, wer er nun ist
Ein Teil von uns’rer kleinen Gruppe
Familie, das ist wer Du bist

Zufrieden in dem Schutz des Hauses
Verweilt der Mensch und hat genug
Doch bald schon juckt es in den Flügeln
Er weitet sie, bereit zum Flug

Wer bin ich, fragt er seine Lehrer
Voll Neugier, voller Tatendrang
Verschlingt die Bücher auf dem Teller
Verschlingt sie, bis er nicht mehr kann

Gefüllt ist jetzt der Kopf des Kindes
Schon lange ist es nicht mehr klein
Verstehen flutet sein Gewissen
Ich bin wohl ich, doch kann’s nicht sein

So drängt er weiter, voller Zweifel
Fragt jene die, die mächtig sind
Ein Mitglied bist Du uns’rer Rasse
Schwing hoch die Fahn‘ im Abendwind

Für uns’re Freiheit sollst Du kämpfen
Was Land und Leuten heilig ist
Im Blut des Feindes musst Du baden
Dann wirst Du wissen, wer Du bist

So glaubt er nun, er hat’s gefunden
Die Antwort auf die brenn’de Frage
Doch mehr er weiß, je mehr zerreißt’s ihn
Mit einem Fuß schon halb im Sarge

Erst jetzt, in seinen letzten Stunden
Schließt er das Aug‘, entleert den Geist
Und hört das erste Mal seit langem
Den Klang auf dem das Leben reist

Mag es wohl sein, fragt er im Sterben
Gekauft ist schon der Trauerkranz
Das Leben war wohl doch kein Rennen
Das Leben ist Musik und Tanz

Die Maske, die ich stetig trug
Sitzt eng wie Haut, doch ist es nicht
Vor’m Spiegel des gelebten Lebens
Nimmt er sie ab, sieht sein Gesicht

Was sieht er da, kann es denn sein
Dass dies nur Illusionen sind
Befreit von Maske, Zwang und Rüstung
Ist er, er selbst, das Menschenkind

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