Benjamin Tietz

Vom Schwarzen Codex

Als ich es zu Wort gemacht,
es in den Raum geworfen …

Und ihr nur grundlos aufgelacht –
dort hab ich euch verworfen!

Verzeiht mir eben wegen – jenen Dingen,
Unerträglich ist es, noch zu singen.

… der letzte Strich gezogen,
ein Schlußstück für das Volk –
ich hab mich nicht verbogen –
doch ihr betrügt, weil ich gelogen?

Ein schwarzer Codex läuft wie durch Latrinen;
wer folgt und führt entscheidet der Verstand?
Nur ein Gehirn, als Pissoir zu dienen,
zerschmetternd stumpf, weil es noch nicht erkannt.

Wo uns Verzweiflung drängt zu neuer Suche,
weil allzeit überall der Äther schäumt;
ist’s nun ein Leben, das sich schlecht verbuche,
ein Heil – Delirien – die nie erträumt.

Es gleitet durch die Mitte unserer Nerven …
ein Wahn von Flucht unteilbar fest verschweißt,
die Trostgesänge gilt’s hin-fortzuwerfen,
bevor es unvereint im Leid entgleist.

Nur ein Modell, grundloses Missverstehen,
die Theorie, ein Schutz vor Konsequenz –
um den Problemen aus dem Wegzugehen;
vernebelt ihr der Wahrnehmung Frequenz.

Ein Echo strenger Geistlichkeit verbiege –
das ich betrogen, möge mir verzieh’n –
Ich fühl mich wohl, solange ich hier liege,
nur ein Bewusstsein, das dem Geist erschien.

Ewig ist’s ein Anfang, steter Fragen Flut,
gleich dem Veitstanz, Antwort als Ekstase.
Dem Anfang nie zu enden, weil niemand ruht;
ungefiltert bläht die Lügenblase.

Nun blickt durch euch hinab, bemerkt die Haltung,
schaut, was verloren, Fallsüchtige knien;
denn Euer ist der fremden Macht Gestaltung –
es wird uns alle mit hinunterzieh’n.

Entgegen göttlicher Vernunft zerrinnen,
die Dinge, welche angenommen wahr.
Im Narrativ der Angst neu zu beginnen;
bedenkt, wer neu beginnt, der birgt Gefahr.

Von der Doktrin heißt es sich abzurücken,
ich glaube nichts, was ich nicht selbst gedacht;
zu jeder Zeit ist Leidenschaft Entzücken
und ewig ist ein Unheil unsre Fracht.

Des Lügencodex Brandmal unentfernbar,
denn nur gefangen strebt man, zu befrei’n,
Entlehnbarkeiten bleiben unbelehrbar;
so still und leer hilft es nicht, aufzuschrei’n.

Ein neuer Mensch dystopisch Fabelwesen,
bist die Legende aus Disharmonie –
Bewusstlos aufgeklärt, nicht auserlesen,
Täter und Opfer der Hegemonie.

Solch düst’res Öl, das schwarz voll Fett verklebt,
es überwindet was sich müßig bindet,
doch ist gebunden dieser Kleister, lebt
das Neue, Altes ungeseh’n verschwindet.

Verklebte Münder, zugenähte Zähne,
alles schweigt und niemand wird sich zeigen,
Feigheit trumpft, da Ängstlichkeit entlehne;
des Menschen Freiheit ist des Fremden eigen.

Gleich Asche, die aus Falten fällt beim Husten,
fallt ihr aus dem Kloaken-Sein ins Nichts …
dem Waldbrand fächelnd, fangt ihr an zu pusten,
den Mammutbaum aus Menschlichkeit gebricht’s.

Ich will doch nur das Glück in mir vermehren …
und hört ihr das die Sittenlosen fleh’n,
um die Geduld herum mehr zu begehren;
Blindheit pervertiert, Einheit nicht zu seh’n.

Okkulter Läuterzucker wird vereinen,
was wir geteilt Jahrtausende zuvor.
Die Triangel aus Leib, Geist, Seele Weinen;
ein Spannungsfeld in dem die Liebe fror.

Als Dialektik schleichend mir erschienen,
verbog ich jenen Geist Vernunft beseelt;
hinein in ein Gehirn, um zu bedienen,
da Wahrheits-Schlinge mordend ab-gekehlt.

Der Kartograph, der diese Welt vermessen,
er sagt uns, was ist fair und was gerecht;
jener Anstand der von Moral besessen,
Tragödie, die sich an uns gerächt.

Abgesteckte Grenzen halten uns im Zaum,
das sind zu glauben wir kaum fähig, nicht
ein einz’ges Mal – NIE – verließ ich diesen Raum –
Geduld, die zweigeteilt von Muße – bricht.

Wo wir noch teilen, lass uns eilen, eilen!
Wir sind die Hingabe, die täglich stirbt;
ich kann in dieser Welt nicht lang verweilen,
weil Leiden sich im Selbstmorde bewirbt.

Ein Erdbeben aus Läuterung und Lähmung,
durchreitet unser Tal der Seligkeit;
die Vibration, spürbare Seelen-Schmähung,
falsche Demut, voll falscher Ewigkeit.

Mit eurer Ratio sollt ihr bewachen –
er rennt, der unbenannte Codex, rennt –
Und logisch wäre, würden sie erwachen
doch Logik endet, wo sie niemand kennt.

Dieses radikale Ego spaltet stur,
das Supplement beengter Einsicht kränkt,
vererbt und übertüncht – denken nach der Schnur –
Bewusstsein, das in Unkenntnis getränkt.

Schon tausend Welten haben wir errichtet,
doch nirgendwo fühlt ich mich wie daheim.
Verkrampft, da mir Daimonion berichtet,
dass was erbaut, für Viele bleibt’s geheim.

Aus tausend Wüsten, tausend Steine tragen,
heißt es: der Idee den Schneid entlocken –
meint, was ich wirklich will zu hinterfragen,
stilles Beten, unter trauer Glocken.

Die Horden, wir, die Massen werden kämpfen,
weil nichts sich lohnt, weil nichts sich nie beweist,
wir, die Vielen, sind niemals mehr zu dämpfen,
weil kriegerische Herrlichkeit vereist.

Vollkommenheit heißt Wahrnehmung erleben,
so fangt euch ein, seid ihr von euch entrückt;
ein Fundstück glänzend, nie zurückgegeben –
seid einfach, was ihr wollt, ich wär entzückt.

Was soll der Groll, wenn übrig nichts zu fühlen?
Was ist der Streit, wenn nichts uns nie versöhnt,
Trostlos, was eben dunkel wir verwühlen –
gelähmt – weil niemand nie sich dran gewöhnt.

Jedoch
Lass ziehen uns in irgendeine Richtung,
vorbei an dem, was nicht durchdrungen gilt;
hinübergleiten ins Exil der Dichtung –
wo man betäubt und unnachahmlich wild.

Soweit fortgereist,
in stille Dimensionen;
beweist mir, dass wir längst zerrissen …
Und ihr sagt: dass wir tot,
doch ich sah ganz beflissen,
dass neu geboren wir, um widersteh’n zu müssen.

Handeln wir zu uns’rem höchsten Gut;
der Prediger des Lebens – will es lieben –
liebt er auch den Tod, ist frei
und alles wird frei angetrieben.

Wie gefällt dir das Gedicht?

Klicke auf die Sterne um es zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 2.6 / 5. Anzahl Bewertungen: 30

Gib die erste Bewertung für dieses Gedicht ab.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert