Pia Lehmann

Zwischen Schatten

Ich will nicht so sein,
doch nachts, wenn keiner sieht,
streiche die Klinge über die Haut,
und jeder Schlag gegen die eigene Haut
ist ein Schrei, den niemand hört.

Manchmal weiß ich nicht warum,
manchmal ist das Kämpfen so schwer,
dass ich erschöpft umfalle
und die Welt nicht merkt, dass ich stürze.

Sie kämpft, sie schreit, sie hasst —
doch wen?
Sich selbst?
Oder das, was sie aus sich machte?
Nicht sie, (nicht ich)
nur der Schmerz,
der Schmerz der schwarzen Schatten,
Schatten, die niemand sieht,
nicht mal sie selbst.

Stunden vor Spiegeln,
streiche über mein Körper,
jeder Finger ein Verhör,
jede Berührung ein Messer.
Sie lässt sich anfassen,
obwohl sie es hasst,
weil sie es liebt, weil sie es braucht,
wie Luft, wie Blut.

Ich bin sie,
und wir hassen sie,
doch in der Dunkelheit, zwischen Blut,
Spiegeln, Rauch und Schmerz,
ist ein Flüstern, klein, hartnäckig,
ein „Vielleicht“:
Vielleicht gibt es eine Realität,
wo wir anders sind,
laut, wütend, lebendig,
ohne dass die Schatten uns zerreißen.

Zwischen der Wut, zwischen dem Schmerz,
zwischen Blut und Atem,
stehe ich,
ich will anders sein,
fliehen, zerbrechen, neu entstehen,
und schreie in die Nacht,
bis mein Echo die andere Realität erreicht,
bis ich endlich ich sein kann.

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