TIMO ERTEL

Freiheitsgedicht: „Zwischen Frühling und Sommer“

Im Frühling stand die Welt in Fragen,
die Blüten flüsterten: „Vielleicht?“
Der Wind begann, sich fortzutragen,
ein Traum erwachte, ungebleicht.
Die Wege lagen unbegangen,
die Luft war neu, der Blick war weit –
die Seele tastete mit Bangen
nach einem Hauch Unendlichkeit.

Ein Lied aus Licht, ein Duft von Ferne,
die Knospe bat um ihren Tag.
Noch hielten wir uns an die Sterne,
weil niemand uns zu fliegen wag.
Doch als die Auen still vergrünten
und jedes Gras sein Herz entrollt,
da merkten wir: Wir müssen künd’n
dem Alten, was uns halten wollt.

Der Sommer kam mit breiten Schritten,
mit Hitze, Schwung und goldnem Ton.
Er war kein zögerndes Begreifen,
er war Entscheidung, Tat, Lohn.
Die Flüsse riefen nach Bewegung,
der Wald versprach: Komm, geh hinaus!
Und jeder Baum stand wie ein Bekenntnis
zur Freiheit und zum innern Haus.

So ließen wir den Frühling träumen
und wurden selbst zum eig’nen Plan.
Wir zogen los durch grüne Räume
und fanden Kraft, wo einst nur Wahn.
Der Sommer trägt uns, wild und offen,
mit Staub am Schuh und Glut im Blick –
und unter uns die Welt, noch schlafend,
doch über uns: der Aufbruch – Stück für Stück.

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