Lichtwesen wie wir surfen immer auf den Wellen des Systems, lassen uns von Schaumkrone zu Schaumkrone tragen.
Wo wir sind ist oben, riecht die Luft nach Dachterrasse, nicht nach Asphalt.
Lichtwesen wie wir nehmen grundsätzlich den Fahrstuhl, niemals die Treppe. Weil es für uns eine Frage des Prinzips ist, immer den leichten und bequemen Weg zu nehmen, nicht den langsamen und mühseligen.
Unser Fahrstuhl fährt auf direktem Wege in die oberen Etagen. Dorthin, wo dezente Klaviermusik im Hintergrund läuft bei Tag und wilde Partys mit bunten Cocktails gefeiert werden bei Nacht.
Wir tanzen uns durch die Stadt, sind überall dort, wo das Leben pulsiert.
Und wenn wir vom Lärm und der Hast der Großstadt genug haben, dann ziehen wir uns zurück in den Süden. Dahin, wo das Licht unsere Leben in schönen, warmen Farben zeichnet.
Wir kaufen ein Haus in der Nähe von Aix-en-Provence. Wir verkaufen Lavendel-Säckchen und gebrannte Keramiken an Touristen, geben Selbstfindungsseminare für gestresste Manager.
Zum Frühstück tauchen wir unsere Croissants in den Kaffee, schwimmen tagsüber in unserem Pool. Und in den Nächten ziehen wir durch die Gassen der Altstadt. Unser Leben wird ein mediterranes Fest voll flirrender Ekstase sein.
Und wenn wir von der Hitze des Südens genug haben, dann ziehen wir einfach weiter.
Von unserer Blockhüte in der westlichen Eifel beobachten wir das Wild im herbstlichen Morgennebel, holen unsere Brötchen beim Dorfbäcker.
Wir bewirten müde Wanderer auf ihrer Rast, bieten ihnen Mahlzeit und Fremdenzimmer, geben Waldseminare für naturferne Großstadtkids.
An verschneiten Winterabenden wärmen wir uns am Feuer und in unserer Sauna.
Und wenn wir von der Einsamkeit des Waldes genug haben, dann ziehen wir einfach immer weiter.
Heute betreiben wir eine Surfschule in Portugal, morgen eine Käserei in Appenzell, übermorgen vielleicht einen Gnadenhof in der Lüneburger Heide.
Wir gehen immer dorthin, wo das Leben leicht ist. Wo man uns auf Händen trägt.
Denn Lichtwesen wie wir sind nicht für dieses Hamsterrad gemacht.
Wir sind stark, weil wir einander haben. Und weil wir das Geheimnis des guten Lebens durchschaut haben.
Und unsere Seelen sind alt wie ein flämischer Meister oder ein im Fass gereifter Bordeaux und zugleich jung wie die Schulmädchen, die in ihren bauchfreien Tops und ihren kreisrunden Ohrringen an der Eisdiele anstehen.